Ist ein alter Post von mir, ich hoffe der geht auch :)

Kam es mir nur so vor oder konnte ich da einen Hauch von Amüsement in den mir so vertrauten Zügen meines Ehemannes erkennen? Oh, wie sehr ich mir wünschte, dass er mich einfach in Ruhe ließ! Unsere Beziehung war doch sowieso unrettbar zerstört, zu viel Hass stand zwischen uns und ich war mir nicht einmal sicher, ob ich ihn überhaupt noch liebte – oder er mich. Die vorherrschenden Gefühle waren Wut und Zorn, die zurzeit in mir tobten. Abermals nannte er mich bei dieser so verhassten Bezeichnung. Kleines. Ich war nicht klein, verdammt und ich war auch nicht so jung, dass man mich als Klein bezeichnen konnte. Ich ballte die Hand zur Faust, bohrte meine Fingernägel in die Handfläche, um mich selbst zurückzuhalten und nicht irgendetwas Unbeherrschtes zu tun. Rick bestätigte meine Vermutung – er war es wirklich gewesen, der mich verfolgt hatte.
„Auch wenn wir leider Gottes immer noch verheiratetet sind, so hast du kein Recht, mich ständig zu beschatten. Das kann man auch stalken nennen“ fauchte ich ihn an. Er hatte es schon immer geliebt mich zu provozieren und damit hatte er auch heute leider Erfolg. Dann schüttelte ich den Kopf. Er hatte natürlich Recht.
„Natürlich hätte ich dich nicht sehen wollen. Ich will dich ja auch jetzt nicht sehen“ Ich wollte einfach, dass er mich in Ruhe ließ und ich mir wieder irgendwie ein Leben aufbauen konnte – ohne Rick. Auch wenn ich noch keine Ahnung hatte, wie ich das bewerkstelligen, was ich weiter tun sollte. Mein Jurastudium konnte ich definitiv vergessen.
„Ja genau, das sollst du. Ich lege keinen Wert mehr auf deine Anwesenheit Rick." Verdrossen und wütend blickte ich ihn an. Bis dass der Tod uns scheidet? Das wäre einzurichten. Verdammt, manchmal wünschte ich mir, ich hätte ihn damals wirklich umgebracht, dann würde ich zwar immer noch im Knast sitzen aber ich wäre Rick los. Sein hämisches Grinsen regte mich nur noch mehr auf. Aber es war immerhin etwas, dass er mich nicht mehr ständig verfolgen würde.
"Warum? Warum willst du dich nicht scheiden lassen? Was bedeute ich dir noch?" fragte ich, nun nicht mehr zornig sondern eher mit belegter Stimme. Verdammt, was sagte ich denn da? Eigentlich sollte es mir egal sein - ich wandte mich ab und ließ meinen Ehemann stehen. Mit schnellen Schritten entfernte ich mich, bevor er etwas sagen konnte - eigentlich wollte ich die Antworten nicht einmal wissen. Mit in den Hosentasche vergrabenen Händen ging ich den Strand entlang. Doch nach einigen Metern bemerkte ich, dass wir nicht alleine waren -im Sand saß mit dem Rücken zu mir eine junge, mir unbekannte, Frau. Mit einer gewissen Neugier blieb ich stehen. Wer das wohl war?